SiegerländerIn(m/f): humane Spezies, Allesfresser. An Schwarzbrot und Krombacher gewöhnt. Sein Lebensraum bezeichnet man als „Siegerland“. Allgemein feuchtes, kühles Klima gewöhnt. Bezeichnend ist seine Beziehung zur Heimat. Hält sich ein/-e SiegerländerInfür längere Zeit in für ihn/sie ungewöhnlichen Breiten auf, sucht er/sie stets nach einem Ausgleich.
Als Teil dieser Spezies habe ich genau diesen Ausgleich im Norden Nicaraguas gefunden. Meine Arbeit hatte mich für eine Woche in den hohen Norden nahe der Grenze zu Honduras geführt. Bevor ich mehr davon berichten kann, benötigt man einige geschichtliche Hintergrundinformationen.
Der Gründer meiner Organisation, der italienische Missionar Fabretto, kam 1953 zum ersten Mal nach Nicaragua. Im Norden unterstützte er unterentwickelte Gemeinschaften (nicht mal Dörfer), vor allem aber Kinder waren herzlich Willkommen. Seine Arbeit dehnte sich dabei auf verschiedene Gemeinschaften um Somoto aus. Durch seine Arbeit entwickelte sich eine dieser Gemeinschaften zu einem Dorf mit Namen „Cusmapa“. Es ist mit einer 1300m das höchstgelegene Dorf Nicaraguas. Als Padre Fabretto dann 1990 plötzlich verstarb, gründete der Freiwillige Kevin Marinacci aus den Staaten, der mit dem Missionar zusammenarbeitete, eine jenem gewidmete Organisation, die Assoziation Familia Padre Fabretto.
Warum sich Padre Fabretto als Ausgangspunkt für seine Arbeit für den Ort entschied, an dem heute Cusmapa steht? Weil ihn die Natur an Italien erinnerte. Und die Entscheidung kann ich als Siegerländer gut nachvollziehen. Der Norden Nicaraguas ist zwar allgmein kühl, aber Cusmapa hat mit gefühlten 12 Grad am Morgen die Messlatte noch höher angesetzt. Aufgrund der niedrigen Temperaturen wachsen auch Nadelhölzer in der Natur. Der Geruch ist einfach herrlich! Alles in allem nicht nur Italien ähnlich, sondern auch dem Siegerland.
Meine Aufgabe war es, von der alljährlichen Gedenkfeier an Padre Fabretto Fotos und Videos zu schießen. Außerdem bin ich durch die umliegenden Gemeinschaften gereist. Dörfer kann man diese nicht nennen, es sind mehr Ansammlungen von Häusern. Viel Spaß mit meiner Diashow mit Bildern über die Zeit in Cusmapa:
"Ein Zuhause ohne Bücher ist wie ein Körper ohne Seele" - Mitglieder des LitClubs arbeiten mit Büchern und können sie lesen, zu denen sie sonst keinen Zugang haben.
Als die Bücher (auf einem Pferd) ankommen, werden sich direkt die besten Bücher gegriffen und gelesen.
Die Clubs aus den verschiedenen Dörfren (Cusmapa, Somoto, Esteli) treffen sich einmal im Jahr, um ein kleines Fest zu veranstalten. Im Herz steht geschrieben: "Ohne Bibliotheken: Was haben wir? Weder Vergangenheit noch Gegenwart." Das Zitat stammt vermutlich von Ray Bradbury und sollte lauten "Ohne Bibliotheken: Was haben wir? Weder Vergangenheit noch Zukunft."
Begonnen wird mit einer Vorleserunde. Vorgelesen wird aus einem Bilderbuch.
Die Bilder aus dem Bilderbuch wreden natülich mitgezeigt.
Auch wenn Schülre jenseits der 14 Jahre am LitCLub teilnehmen, hört die Lesebegeisterung bei Bilderbüchern nicht auf.
Das Basketballfeld wurde im Vorfeld reich ausgeschmückt und mit zwei Pavillons von der Sonne geschützt. "Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen." - Heinrich Heine
Nach dem Vorlesen wird sich in Zweiergruppen vorgelesen. Die Bücher dürfen frei ausgewählt werden.
Sogar die Eltern sind eingeladen - und die schnappen sich spontan auch ein Buch, um es zu lesen.
Die Kinder und Jugendlichen haben sichtlich Spaß am LitClub.
Die Geschichte wird mit Knete nachgestellt.
Auf dem Zentrumsgelände in Cusmapa gibt es auch einen Spielplatz. Aber warum auf den Geräten spielen, wenn man auch ein Geländer hat?
Am Abend beginnt eine Messe zum Gedenken an Padre Fabretto.
Die kleine Dorfkirche ist gut besucht und alle lauschen gespannt.
Auch der Platz vor der Kirche füllt sich. Es sind viele Menschen aus ganz Nicaragua gekommen.
Aber man kann auch durch die Fenster schauen oder im SItzen zuhören.
Padre Fabretto hatte die Angewohnheit, morgens die Anwohner von Cusmapa mit viel Musik aus den Betten zu holen. Um vier Uhr morgens machen wir uns auf den Weg und wiederholen 27 Jahre später das Ritual namens "DIana".
Der ehemalige Freiwillige des Missionars und heutiger CEO Fabrettos Kevin Marinacci gibt ein Interview in der Kirche.
Am nächsten Tag geht es in die nahegelegenen Gemeinschaften um Cusmapa. Aus diesem Loch schöpfen etwa 10 Familien ihr Wasser - zum Waschen und Trinken.
In "Aguas Calientes" bekommen die kleinen Kinder Vorschulunterricht von Fabretto.
Hier werde ich mit einem Lachen begrüßt.
Es wird gebastelt und gemalt. Hier müssen die Künstler Bilder vervollständigen.
In der richtigen Klasse nebenan werde ich von neugierigen Gesichtern beäugt.
Es wird mit allen MIttel unterrichtet - im Notfall auch auf dem Boden.
Im nächsten Dorf werde ich als Weißer beobachtet wie eine unentdeckte Tierspezies.
Gerade die Kleinen kennen beim Starren keine Hemmungen.
Das Mädchen kann ihr Staunen nicht verbergen...
Hier wird gepost - enthusiastisch!
Jetzt aber mit allen!
Es gibt auch Englischunterricht. Die Grammatik wird nicht ganz richtig unterrichtet, aber immerhin. Ich verkneife mir eine Korrektur.
Gegen 12 Uhr gibt es die Essensausgabe. Es gibt heute Reis mit Bohnen.
Besteck ist überflüssig - das müsste man am Ende ja sogar noch abwaschen. Besser direkt mit den Händen essen.
Hände müssen gewaschen sein. Nicht unter fließenden Wasser, sondern aus einem Kanister.
Wer sich nicht anstellt, bekommt auch nicht ausgeteilt.
Dem Kerl habe ich es mit meiner Kamera angetan.
Jetzt darf er selbst an die Kamera und Fotograf und Fotomodel tauschen Rollen. Ein bisschen zu hoch fotografiert, aber scharf!
Nach der Zeit verfliegt die Scheu und die Kinder lassen sich zu neuen Fotos hinreißen.
Fabretto bietet nach der formellen Schule Nachhilfeunterricht an.
Nachhilfe hört sich vielleicht nicht so gut an, kommt aber gut an. Vor allem bei den Kindern.
Während sie noch ein bisschen Bammel vor der Linse hat, bleibt er ganz cool.
Am Tag darauf geht es nach Quebradahonda. In dem kleinem Dorf gibt es neben den Agrikulturprogrammen auch Computerunterricht. Heute ist Excel dran.
Das "Dorf", besser Gemeinschaft, San Jorge besteht aus einer einzigen Familie. Die Brüder malen heute Rohrzucker. Eine Tochter besucht das Agrikulturprogramm Fabrettos im halbe Stunde entfernten Quebradahonda.
Zwischen den Walzen werden die Rohrzuckerstangen mehrmals durchgeführt. Darunter wird in einer Schale der Saft aufgefangen. Später wird dieser Saft ausgekocht und man erhält braunen Zucker.
Das 1300m hohe Cusmapa besitzt natürlich auch einen Aussichtspunkt. Von dort kannt man die Vulkankette im Norden Nicaraguas sehen und sogar Managua erahnen.
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